AUTOR: Richter, Arndt TITEL: Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige Ludwig II. und Otto; Eine interdisziplinäre Ahnenstudie mittels Genealogie, Genetik und Statistik mit einer EDV-Programmbeschreibung von Weert Meyer; 1997. 192 S., 45 Abb., Festeinband ISBN: 3-7686-5111-8
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Diese interdisziplinäre Ahnenstudie ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Beschäftigung des Autors mit Genealogie und Genetik. Anfangs standen bei ihm zwei Probleme im Vordergrund: die biologischen Konsequenzen der Verwandtenehen und die Frage: Gibt es erbmäßig bevorzugte Abstammungslinien? Damit führte der Weg zwangsläufig zur Quantitativen Genealogie und ihrem Begründer Prof. Siegfried Rösch. Arndt Richter erweiterte die Quantitative Genealogie bereits 1979 um den x-chromosomalen Erbgang durch seine Veröffentlichung "Erbmäßig bevorzugte Vorfahrenlinien". 1990 wandte sich der Autor in einem Aufruf an die Dynastenforscher, die Ahnentafel der Bayernkönige wenigstens bis zur 9. Generation vollständig zu erforschen. Dieser Aufruf war ein großer Erfolg. Richter erhielt bald darauf von mehreren Genealogen umfangreiches Material, besonders mustergültig darunter die Ahnentafeln von Wolfgang Raimar, Riemerling bei München und von Hans R. Moser, Toronto/Kanada. Erst jetzt konnten mit den Methoden der Quantitativen Genealogie alle verwandtschaftlichen Verflechtungen und ihre daraus resultierenden Phänomene (Mehrfachahnenschaft und Generationsverschiebung) exakt verglichen werden. Erklärtes Ziel war zunächst die Berechnung der genetischen Erbwahrscheinlichkeiten aller Ahnen bis zur 9. Generation, und zwar autosomal und x-chromosomal. Diese mühselige manuelle Arbeit konnte bald einem EDV-Ahnenstatistikprogramm übertragen werden, das der Physiker und Genealoge Weert Meyer entwickelt hatte. Mit diesem Programm (Dateneingabeprinzip: Verschwisterungsliste) sind inzwischen alle genetischen Erbwahrscheinlichkeitswerte der bayerischen Königsahnentafel bis zur 15. Ahnengeneration berechnet und in eine quantitative Rangfolgenordnung gebracht worden. In der vorliegenden interdisziplinären Ahnenstudie wurden den mutmaßlichen Krankheitsüberträger-Ahnen der bayerischen Könige jene Erbwahrscheinlichkeitswerte zugeordnet. Dabei ergaben sich sehr interessante Korrelationen. Richter bringt die an der bayerischen Königsahnentafel abgeleiteten Ergebnisse auch in Zusammenhang mit seiner These von der "besonderen Mittlerrolle x-chromosomaler Gene bei der Ausprägung geistiger Eigenschaften", auf die er schon mehrfach an anderer Stelle hingewiesen hat. Seine These glaubt er, mit dieser Studie noch weiter untermauert zu haben - da er eher genetische Gesetzmäßigkeiten als blinden Zufall hier am Werke sieht! Großer Wert wurde auf die grafischen Darstellungen der komplizierten verwandtschaftlichen Verflechtungen gelegt, die wohl in der genealogischen Literatur neue Maßstäbe setzen. Die Ahnenstudie führt in "geneTalogisches" Neuland. Für diesen Wissenschaftsbereich und die Meßmethoden wird der Name "GeneTalogie" vorgeschlagen. Mit den speziellen Haupt- und den allgemeinen Nebenergebnissen (nämlich eklatante Erbwahrscheinlichkeitsunterschiede zwischen vergleichbaren Ahnen!) gelingt es dem Autor, interdisziplinäre Brücken zwischen Genealogie und den Naturwissenschaften zu schlagen, besonders zur Populationsgenetik und zur Soziobiologie.
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