Die Reihe der Biographien die sich im vorliegenden 11. Band der "Lebensbilder" vereinigt finden umfaßt achteinhalb Jahrhunderte und berücksichtigt. Persönlichkeiten aus allen fränkischen Landesteilen und den verschiedensten Bereichen des geistigen und sozialen Lebens. Einem Zeigenossen Bischof Ottos von Bamberg und dem Schöpfer einer epochalen Darstellung der Weltgeschichte, Ekkehard, Abt des bescheidenen Klosters Aura a. d. Saale, in dem er auch beigesetzt wurde, geht Th. Frenz nach. Zu einem umfassenden Lebensbild das Stand Bildung, Lebensverhältnisse, Werke und frühen Leserkreis einschließt, führt O. Brunner die in den Quellen und in der Literatur erreichbaren Nachrichten über den Parzifal-Dichter Wolfram von Eschenbach zusammen. Die Vielfalt geistiger Einflüsse und wissenschaftlicher Anregungen dank mittelbarer und unmittelbarer Verbindungen mit den Einflußreichen der Zeit, darunter dem italienischen Astronomen Giovanni Bianchini aus Ferrara, Kardinal Bessarion oder König Matthias von Ungarn, weist I. Bues am Beispiel des in Königsberg geborenen Astronomen Johannes Müller, genannt Regiomontan nach. Zwei ebenso markante wie heterogene Zeitgenossen wohl der bewegtesten Jahre der Reformationsepoche charakterisieren W. Zeißner und G. Pfeiffer. Während der eine, Fürstbischof Weigand von Redwitz zu Bamberg, den Beginn der religiösen Auseinandersetzungen als einer erlebte, der sich angesichts des ihm zugekommenen geistlichen und weltlichen Auftrags entscheiden mußte und im Gegensatz zu dem gleichzeitigen Inhaber des Würzburger Bischofsstuhls Konrad von Thüngen, den Weg der Milde und Rücksicht wählte und deshalb der Schwäche geziehen wurde, gewann die persönliche Überzeugung zwar auch bei dem Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler bestimmende Kraft über sein Handeln, doch so, daß die eigenverantwortliche Position des Nürnberger Rats - scheinbar - unbeeinflußt blieb. Aller Berühmtheit und Volkstümlichkeit Peter Henleins, des mußmaßlichen Erfinders der Taschenuhr, entgegen stehen die geringen Nachrichten über sein Leben und seinen Erfolg; um so abgewogener ist das Bild des wahrlich bewegten Lebens jenes Mannes, dem zwar nicht der Ruhm der ihm zugeschriebenen Erfindung wohl aber das Verdienst, immer perfektere und subtilere Uhren gefertigt zu haben zukommt. Beinahe Zeitgenosse Henleins in Nürnberg war Peter Flötner, dessen herausragende Rolle im Rahmen der deutschen Renaissance von K. Pechstein vor dem Hintergrund der Bildschnitzerei, der Kunstgießerei und der Plakettenfertigung entworfen wird. Im weiten Bereich zwischen Ansbach, der Plassenburg ob Kulmbach, Hof, Ingolstadt und Würzburg lagen die von F. Machilek nachgezeichneten, maßgeblichen Lebensstationen Friedrichs von Brandenburg, des Sohnes des Markgrafen Friedrich d. Ä. von Brandenburg-Ansbach und Sophias, Tochter des Polenkönigs Kasimir IV. Vor allem bestimmend für den jungen Markgrafen wurde sein Aufstieg zum Stiftspropst von St. Gumbert zu Ansbach und schließlich zum Würzburger Dompropst. Ob im Dienste der Seelsorge oder der Amstkirche, ob als Gegner der aufrührerischen Bauern oder als Widerpart der Reformation, stets war sein Wirken wenn auch nicht immer erfolgreich, so doch epochenprägend. Es verwundert deshalb nicht, daß nach seinem Tode dem nachmaligen Bischof von Eichstätt, Moritz von Hutten, die Würzburger Dompropstei zuerkannt und der Bildhauer Loy Hering mit der Gestaltung des monumentalen Epitaphs im Würzburger Dom beauftragt wurde. Der Welt der Musik verschrieben war das Leben Hans Leo Hasslers, der - in Nürnberg geboren - in Venedig seinen Stil und seine Reife fand und mit seinen Madrigalen, Motetten und Canzonetten zunächst in Augsburg, dann in Nürnberg selbst wieder stilbildend wirkte (F. Krautwurst). Das Bild eines "Karriere-Juristen", der nicht zuletzt seiner Familie den Aufstieg ins Nürnberger Patriziat erwirkte, nimmt in Lazarus Carl von Woelckern Gestalt an. Stuft W. Leiser den Gewürdigten wohl auch als patriotisch gesinnten Historiker ein so liegt die überzeitliche Bedeutung Woelckerns eben darin, daß er gerade in seiner Doppelfunktion und durch seine kommentierenden Ausgaben das Nürnberger Recht "praktikabel" gemacht hat. Den Versuch einer Korrektur am Bild Leonhard Franks, dem das Vorurteil einer provinziellen Verhaftung zum Teil noch heute anhaftet, unternimmt H. J. Bähr. Namentlich vor dem Hintergrund des sozialkritischen Engagements und des paradigmatischen Ansatzes seiner Stoffe glaubt er dem Dichter Gerechtigkeit zu verschaffen und zum Abbau der ihm und seinem Werk entgegengebrachten Vorbehalte beizutragen. In ähnlicher Weise aus einer Analyse des persönlichen Schicksals und des wissenschaftlichen Werks gewinnt A. Wendehorst die Kriterien für eine umfassende Würdigung des Freiherren Erich von Guttenberg, der nicht nur sein Geschlecht in den Bereich der Wissenschaft eingeführt, sondern durch seine grundlegenden Forschungen und methodischen Analysen auch den Rang der fränkischen Landesgeschichtsforschung festgeschrieben hat. Den jüngeren wie älteren Lesern gleichermaßen willkommen wird schließlich das Lebensbild des in Fürth geborenen "Vaters des Wirtschaftswunders" Ludwig Erhard, sein. Wie sein Programm der sozialen Marktwirtschaft bald alternativlos ausgeformt und vollendet zu sein schien, so engagiert vermochte sich Erhard auch innen- und gesellschaftspolitischen Fragen zuzuwenden, so daß ihm schließlich 1963 die Würde und Bürde des Amtes des zweiten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland übertragen wurde. Im Rahmen seiner Würdigung der zu Erhards Amtszeit noch unverständlichen und bis zu seinem Lebensende unbequemen Ideen von einer "formierten Gesellschaft" und einem "Deutschen Gemeinschaftswerk" vermittelt K. Hohmann keineswegs nur rückschauend sondern auch vorausblickend bedeutsame Einsichten. Wie stets sind den einzelnen Biographien personen- oder sachbezogene Abbildungen, auch Quellen- und Literaturübersichten beigegeben. Ein umfassendes Namens- und Ortsregister erschließt, ein Überblick der bereits veröffentlichten "Lebensläufe" und "Lebensbilder" ergänzt den Band.
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