Verschiedene Wissenschaftsbereiche werden durch die Beiträge des Bandes 29 des Jahrbuchs für fränkische Landesforschung angesprochen. Die politische Geschichte rückt im Vortrag Gerhard Pfeiffers über die Plassenburg ins Blickfeld, insofern als über kunst- und baugeschichtliche oder besitzgeschichtliche Fragestellungen hinaus Aspekte zur politischen und militärischen Funktion dieser Burg gesucht wird. Die Versuche am preußischen Hofe, Kronprinz Friedrich durch ehepolitische Vorschläge auf der österreichischen Seite zu halten, beleuchtet Rudolf Endres. Wirtschafts- und sozialgeschichtlich wichtig sind zwei weitere Beiträge: Georg Fischer untersucht die Lage des Handwerks im Zeitalter des Absolutismus und zeigt den Einfluß des Kameralisten Johann Joachim Becher auf Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn auf. In die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts führt Wolfgang Zorn , der die Probleme der Industrialisierung Oberfrankens darstellt. Ihn beschäftigen die Fragen der Kontinuität von Manufaktur zur Fabrik, der Investierung von Kapital, des Einflusses der staatlichen Verhältnisse, wie die Fragen der Lohnentwicklung und der sozialen Bewegungen. Kunstgeschichtlich bedeutsam ist der Dürerbeitrag von Fritz Zink, der in der Hofanlage von Dürers sog. "Verlorenem Sohn" den Himpfelshof bei Nürnberg erblickt; Joachim Meintzschel liefert in der Betrachtung der Wirksamkeit von Jakob Schmitt-Friedrich einen Beitrag zur Geschichte des Historismus in der Architektur, während Heinz Thierschs Übersicht über die Bauten und Baupläne German Bestelmeyers das Werk eines Architekten vorführt, der sich vom Historismus löste. Sowohl architekturgeschichtlich wie musikgeschichtlich ist der Beitrag ausgerichtet, in dem Theodor Wohnhaas und Hermann Fischer sich um die Typologie der barocken Orgelprospekte bemühen. Für die fränkische Kirchengeschichte wichtig ist die umfassende Arbeit von Otfried Jordahn, der biographisch die Zeit von 1770-1807 im Leben des Erlanger Professors der Theologie Georg Friedrich Seiler liebevoll darstellt. Wird Seiler herkömmlich dem "Rationalismus" zugeordnet, so kommt der von Friedrich Wilhelm Kantzenbach behandelte Julius Schunck von der Erweckungsbewegung her und wurde zum Gedanken der "Inneren Mission" im Sinne Wicherns hingeführt. So dürften von den Arbeiten des neuen Bandes Anregungen in die verschiedensten Disziplinen ausgehen.
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