AUTOR: Diegritz, Theodor TITEL: Lautgeographie des westlichen Mittelfrankens; (Schriften des Zentralinstituts für Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Bd. 14); 1971. 383 S., 29 Kte., Broschur ISBN: 3-7686-9000-8
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Die von der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommene Arbeit schließt die letzte größere Lücke innerhalb der lautgeographischen Erforschung des Regierungsbezirkes Mittelfranken. Mit dialektologischen Methoden wie sie vor allem von Hugo Steger in "Sprachraumbildung und Landesgeschichte im östlichen Franken" (Schriften des Instituts für fränkische Landesforschung, Band 13) dargelegt worden sind, wird hier das westliche Mittelfranken (Landkreise Ansbach, Rothenburg o. T., Uffenheim) untersucht. Im I. Hauptteil werden auf der Basis detaillierter Befragungen alter bäuerlicher Sprecher aus 160 Gemeinden die lautgeographischen Verhältnisse des Untersuchungsgebietes dargestellt. Angeordnet nach den mhd. Lauten die als Vergleichsbasis dienen, werden die mundartlichen Lautungen in ihrer geographischen Verteilung phonetisch beschrieben und sprachgeschichtlich untersucht. Durch tabellarische Übersichten kann sich der Leser rasch über die mundartlichen Entsprechungen der mhd. Vokale orientieren. In Zusammenfassungen zu den einzelnen Lautgruppen werden die Beziehungen zu den übrigen ostfränkischen Dialekträumen aufgezeigt; außerdem wird hier unter strukturellem Aspekt die Funktion der Laute in den mundartlichen Sprachsystemen untersucht. Das westliche Mittelfranken wird durch die Arbeit als interessantes Übergangsgebiet zwischen ober-, unter- und südostfränkischen Dialekten herausgestellt. Im II. Hauptteil werden geographische, geschichtliche und lautgeographische Forschungsergebnisse miteinander konfrontiert. Dabei zeigt sich, daß die stärksten Lautgrenzen zugleich die ältesten sind und eine Kontinuität bis zurück ins Frühmittelalter aufweisen. Westlich der Frankenhöhe ist eine alemannische, im westl. Landkreis Uffenheim eine thüringische Bevölkerungsschicht von Rheinfranken übersiedelt worden. Im östlichen Landkreis Ansbach ist ein ursprünglich südostfränkischer Dialekt, vermutlich im Zusammenhang mit der staufischen Reichslandgewinnung, durch oberostfränkische Komponenten überformt worden. Erst in jüngster Zeit ist die früh- und hochmittelalterliche Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen widerspiegelnde Dialektlandschaft infolge von Bevölkerungsmischung, Industrialisierung, wachsender Mobilität der Bevölkerung und Einfluß der Massenmedien wieder in Bewegung geraten. Ein 29 Karten umfassender Anhang enthält die Aufzeichnung der wichtigsten Sprachgrenzen, eine auf den Einzeluntersuchungen basierende Sprachgebietskarte sowie graphische Darstellungen der für die Arbeit relevanten geographischen und historischen Verhältnisse. Der Wert des Buches liegt einerseits in einer methodisch exakten und detaillierten Darstellung des heutigen Lautstandes der Mundarten des westlichen Mittelfrankens und andererseits in einer weiteren Erhellung der Geschichte dieses Gebietes. Es ist deshalb sowohl für Sprachenwissenschaftler als auch für Historiker und Geographen von Interesse.
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