AUTOR: Heldmann, Horst TITEL: Moritz August von Thümmel. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit 1. Teil: 1738-1783; (Schriften des Zentralinstituts für Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Bd. 12); 1964. XX u. 437 S., 10 Abb. auf 8 Taf. ISBN: 3-7686-6013-3
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Der Ausstellung "Fränkische Literatur im 20. Jahrhundert" anläßlich der Gründung des Instituts für Fränkische Literatur an der Stadtbibliothek Nürnberg 1964 waren im gleichen Jahr bereits zwei kleinere Ausstellungen über die fränkischen Dichter Ernst Wagner (1769-1812) und Moritz August von Thümmel (1738-1817) vorausgegangen. Über den letztgenannten liegt nun der erste Teil einer umfassenden Biographie von Dr. Horst Heldmann vor, der auch die beiden genannten Ausstellungen betreut hat. Die Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommen und 1964 mit dem Preis der Fakultät ausgezeichnet. Der Verfasser hat sich zur Aufgabe gesetzt, nicht nur Leben und Werk des Dichters darzustellen, sondern beides aus seiner Zeit heraus zu erklären und verständlich zu machen. Ausgehend von der beherzigenswerten Überlegung, daß mit einer nur ästhetisierenden Methode vor allem solchen Dichtern nicht beizukommen ist, die wie Thümmel zwar zu Lebzeiten große Beliebtheit genossen, heute aber kaum mehr beachtet werden, strebt er, gestützt auf alle erreichbaren Quellen, eine "Geschichte der literarischen Wirklichkeit" an. Dem Verfasser ist sein Vorhaben, für das ihm Material aus jahrelanger Forschungsarbeit zur Verfügung stand, ohne jeden Zweifel voll geglückt: das angezeigte Buch wird das maßgebende Werk über Thümmel bleiben. Es bietet im Einleitungsteil die oben angedeuteten methodischen Überlegungen und einen Überblick über den Stand der Thümmel-Forschung, behandelt dann die einzelnen Stationen von Thümmels Leben (Kindheit auf Schloß Schönefeld bei Leipzig, Studium der Rechte in Leipzig, Tätigkeit als Kammerjunker, dann als Geheimer Hofrat im Dienst des Hauses Sachsen-Coburg-Saalfeld, Quittierung des Dienstes 1783) und bespricht die im fraglichen Zeitraum entstandenen Dichtungen. Dem Hauptwerk dieser Zeit, dem komischen Epos "Wilhelmine", ist, seiner Bedeutung gemäß ein eigener Hauptteil gewidmet. Ein Anhang mit familiengeschichtlichen Übersichten, ein Werk- und Personenregister und nicht zuletzt die außergewöhnlich reichhaltigen Literaturangaben machen das Buch zu einer den Rahmen einer Dissertation schon fast sprengenden Fundgrube. Die Beziehungen Thümmels zu Nürnberg waren nur locker; außer einigen Dienst- und Geschäftsreisen ist eigentlich nur der Besuch bei dem Sammler und Polyhistor Christian Gottlieb von Murr erwähnenswert. Einen um so größeren Gewinn bedeutet das Werk für die offensichtlich neu erwachende fränkische Literaturgeschichte.
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